Der Aufstieg der Regionen

Daniel Brown
4 min readJan 4, 2019
Photo by Matthew Miles on Unsplash

“Was sind deine Vorhersagen für 2019?”
Diese Frage in einer E-Mail von LinkedIn hat mich ein wenig überrascht.

Normalerweise würde ich euch mit einem langatmigen Monolog darüber unterhalten, wie VR, AR und XR die Welt/unsere Erfahrungen/die Realität verändern/verbessern/innovieren werden — aber das wäre wirklich nur mein langweiliger Sales Pitch, der den Umsatz steigern soll.

Zu dieser Frage würde ich lieber einige Gedanken zu Themen mit euch teilen, die mir immer wieder im Kopf herumschwirren. Dinge, die mich mehr bewegen (Sorry Boss!) als Spitzentechnologie und Innovation auf höchstem Niveau mit einer Crew brillanter Köpfe.

Ich glaube, dass wir einen Anstieg des Unternehmertums in den “Hinterland”-Regionen erleben werden und ein neuer Ansatz, wie wir Bildung in diese Region tragen, dabei helfen wird.

(Disclaimer: Diese Ideen basieren auf Beobachtungen an einem bestimmten geografischen Ort - sie sind nicht für andere Teile der Welt gültig, aber ich würde gerne von euren Beobachtungen zu diesem Thema hören!)

Das Potenzial des “Hinterlandes”

Man könnte meinen, dass die besten Voraussetzungen für die Gründung eines Unternehmens in den Städten gegeben sind. Die Städte haben in den letzten Jahrzehnten einen Zufluss an Geld, Talenten und Innovationen erlebt und bieten viele Möglichkeiten für Geschäfte, Networking und Rekrutierung. Dennoch habe ich eine leichte Verschiebung in das “Hinterland” dieser Großstädte gesehen, zumindest hier in Deutschland, genauer gesagt in die Region links vom Rhein zwischen der niederländischen Grenze und dem Ballungsraum Rhein-Ruhr.

Hier haben Organisationen wie etwa nextMG, die lokalen & kommunalen Wirtschaftsförderungen sowie eine Vielzahl von Gleichgesinnten begonnen, sowohl die Denkweise als auch die Mittel zur Schaffung eines Startup- und gründerfreundlichen Ökosystems in der Region zu etablieren; einem Gebiet, dass normalerweise Gründer an Städte wie Köln, Düsseldorf, Hamburg oder Berlin — die “traditionellen” Gründungs-Hot-Spots — verliert. Durch die Bereitstellung von Co-Working, Workshops, Meetups und sogar einem eigenen kleinen Incubator bündeln und nutzen diese Organisationen und Einzelpersonen die Energie der Gründer vor Ort und erschaffen eine Community, die mit Sicherheit mehr lokales Unternehmertum anregen wird. Angesichts der niedrigeren Mieten und der kurzen Wege von z.B. Mönchengladbach nach Düsseldorf oder Köln und ihren Märkten, werden solche die kleineren Städte und das “Hinterland” die perfekten Hot-Spots für Gründer, die ihr Geschäft aufbauen, sowie Unternehmen sein, für die der Standort-Faktor nicht ausschlaggebend ist.

Nehmen wir dazu noch den Aufstieg der “New Work”- und “Remote Work”-Bewegungen und das sogenannte “Hinterland” wird in naher Zukunft eine wichtige Rolle in der Dynamik des Unternehmertums und der traditionellen Wirtschaft spielen. Wir sollten niemals außer Acht lassen, dass — in einer globalen und digitalen Wirtschaft — der Standort des Unternehmens und der eigenen Mitarbeiter für den Geschäftserfolg zweitrangig, wenn nicht sogar drittrangig geworden ist.

Bildung — Think Bücherbus meets Google Zukunftswerkstatt

Wie bereits erwähnt, wandern Talente und Innovationen seit langem in die Städte ab — sowohl für Bildung als auch für Beschäftigung. Aber so wie unsere Märkte und Geschäftsmöglichkeiten immer globaler geworden sind, so ist auch die Möglichkeit größer geworden, sich selbst die Fähigkeiten, Werkzeuge und Denkweisen anzueignen, die für die digitale Industrie erforderlich sind. Wir alle wissen, dass Google mit der Zukunftswerkstatt Pionierarbeit in diesem Bereich geleistet hat und kostenlose Bildung und Inhalte bereitstellt — wenn auch ein wenig Google-lastig, aber wer kann es ihnen verübeln?

Digital Hubs in der Region, in der ich aktiv bin, haben diese Art von Möglichkeiten auch für Start-Ups und Gründer eröffnet, aber Google richtet sich an diejenigen, die ihre digitalen Fähigkeiten ausbauen wollen oder sich wegen einer Gründung noch zu unsicher sind; meines Erachtens nicht gerade die Zielgruppe, die bei Hackathons oder Pitch-Days auftauchen.

Ein großer Vorteil von Googles Zukunftswerkstatt sind die vor Ort durchgeführten Workshops in München, Hamburg, Berlin und seit Kurzem, Köln. Diese Workshops mit Trainern und Coaches aus der Praxis bieten eine weitere Wissens-Ebene, die auf eigener Erfahrung und Lernen basiert. Das ist es, was die Coaches zusätzlich zu den Google-Inhalten liefern — jemanden, mit dem man sprechen kann und der vielleicht genau den Funken Inspiration weiterreicht, den Videoinhalte nicht unbedingt liefern.

Bei diesen Workshops habe ich großartige Menschen mit tollen Ideen getroffen und festgestellt, dass alle diese Menschen teilweise von weit her für diesen Workshop angereist sind. Sie kamen nicht nur aus der Stadt, in welcher der Workshop stattfand. Und ich habe neben diesen Menschen, die nach Inspiration oder den Mitteln und Methoden suchen um ihre Träume zu verwirklichen, auch viele Mitarbeiter von KMUs und “nicht so digitalen” Unternehmen getroffen. Ihre Mission: eine kostenlose Ausbildung zum Wohle des Unternehmens zu erhalten.

Nehmen wir nun dieses Modell der Online- und Offline-Bildung: Es eröffnet neue Möglichkeiten für Menschen und kleinere Unternehmen. Es erlaubt ihnen an der Digitalen Welt teilzunehmen, eine Website zu erstellen, online zu verkaufen, zu wachsen, ihr Talent zu entdecken, ein Unternehmen zu gründen — und das überall.

Denkt jetzt mal bitte an “Bücherbus trifft Google Zukunftswerkstatt”.

Denkt mal drüber nach, diese Art von Ausbildung und Workshops ins “Hinterland” zu bringen.

Denkt mal drüber nach, wie so Menschen, ihre Gemeinschaften und lokale Unternehmen und gestärkt werden können.

Wenn wir dieses Bildungsmodell in die Regionen, in das “Hinterland” tragen, dann erschaffen wir damit noch mehr Potential. Werft noch Co-Creation und Co-Working als weitere Möglichkeiten mit in den Mix rein, die beide auch immens wichtig für solche Entwicklungen sind, und wir werden die Chance für “Innovation aus der dritten Reihe” schaffen.

Innovation, die nicht aus den Universitäten, der Industrie oder der viel-zitierten Garage im Silicon Valley stammt, sondern von Menschen kommt, deren Stimme wir sonst nie gehört hätten.

(Mit Änderungen übersetzt aus dem Englischen hier)

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Daniel Brown

Was mich bewegt? Gute Geschichten über eine bessere Zukunft. Aber noch mehr bewegt mich, an einer besseren Zukunft zur arbeiten